Linux am Desktop – Ein (kurzes) Experiment

Seit Jahren bin ich in der Apple-Welt daheim und nutze eigentlich bei allen wichtigen Plattformen ein entsprechendes Produkt. Einer Diskussion über die Vor- und Nachteile von diversen Betriebssystemen gehe ich grundsätzlich aus dem Weg. Wer – wie ich – alle Plattformen häufig nutzt, weiß, dass nix fehlerfrei ist.
Meiner Meinung nach muss aber als Admin in der IT neugierig auf neue Dinge sein und gerne experimentieren wollen. Wer das nicht gerne macht, wird wohl mit den schnellen Entwicklungen nicht mehr lange mithalten können.
Aus eben diesen Gründen dachte ich mir, ich schaue mir mal wieder Linux am Desktop an. Serverseitig nutze ich ja fast ausschließlich Ubuntu. Am Client wurde mir aber da eher von abgeraten und empfohlen auf Arch Linux zu setzen. Schlussendlich ja kein großer Unterschied. Natürlich ist die Installation bei Arch mit wesentlich mehr manuellem Aufwand geprägt als bei vielen anderen Distributionen. Mit dieser guten Anleitung funktionierte es allerdings schnell und zuverlässig.
Nachdem also das System auf einer zweiten SSD installiert war und sauber bootete, kümmerte ich mich um die ganzen Programme, ein wenig um das Design und um meine Arbeitsroutine an das System anzupassen. Im besten Fall passt sich natürlich immer das System an die nutzende Person an, aber sind wir mal ehrlich: Das ist Wunschdenken…
Die notwendigen Tools wie Browser, Email Client und so waren schnell heraus gesucht. Chromium wurde durch die Anleitung mit installiert, also nutze ich erst mal den. Für den Anfang reicht das ja. Ein Email Client unter Linux, der Microsoft Office 365 wirklich kann, wird schwierig. Entweder kostet der 130 US-$ im Jahr oder hat schon unter macOS mich nicht wirklich überzeugt.
Anschließend besorgte ich mir dann schon mal die ganzen kleinen Tools wie PDF-Reader, Video-Player, Bildbetrachter und so weiter. Als das ganze gut lief, war ich schon recht beeindruckt und war guter Hoffnung zukünftig komplett auf Linux am Desktop setzen zu können.
Allerdings muss ich ja irgendwie noch meine Videos produzieren. OBS Studio war schnell installiert und eingerichtet. Elgato CamLink 4k, Logitech C920 Webcam und das Behringer USB Interface wurden schnell und ohne zutun erkannt. Top!
Als nächstes das Schnittprogramm: Blackmagic Davinci Resolve. Das Tool gibt es auch unter Linux und die Installation gestaltete sich mit einer RUN-Datei auch denkbar einfach. Leider ließ es sich nicht starten. Und hier begann das Drama.
Meine AMD R470 Grafikkarte wird grundsätzlich unterstützt, denn mein Philips Ultrawide Monitor lieferte von Anfang an die richtige Auflösung. Im Arch Wiki wird dann berichtet, dass man spezielle Treiber braucht. Kann man ja installieren. Allerdings ließen sich diese nicht aktivieren. Spezielle weitere Treiber für unsere europäische PAL Region waren nicht mehr verfügbar. Diverse Workarounds im Internet halfen nix.
Da an diesem Punkt schon drei Tage ins Land gezogen sind, brach ich mein Experiment ab. Natürlich gibt es mit Kdenlive auch eine Alternative zu Davinci Resolve, aber auch noch meinen YouTube Workflow zu ändern kam für mich nicht in Frage.
Allerdings bin ich mir sicher, dass für diejenigen, die keine besonderen Anforderungen haben, Linux ohne Problem als primäres Betriebssystem zu nutzen ist. Zumindest für Menschen, die technikafin sind.